Die Legende des Tamba Taja
Vor einigen tausend Vollmonden lebte im Macuxi-Stamm, am rechten Ufer des Amazonas, ein starker, mutiger und intelligenter Krieger. Er verliebte sich in eine junge Frau aus seiner Region, die er heiratete. Nie zuvor hatte der Stamm ein so leidenschaftliches und aufmerksames Paar gesehen. Die Jahreszeiten vergingen und überschütteten sie mit Glück, bis zu dem Tag, an dem ein mysteriöses Übel die Ehefrau befiel und sie lähmte.
Der Macuxi-Indianer, der sich seine Geliebte nicht allein vorstellen konnte, flocht ein Netz, um sie auf seinem Rücken zu tragen. So begleitete sie ihn überallhin und unterhielt sich oder schlief ein.
Eines Tages, als er in den Wald ging, um Früchte zu suchen, traf er auf eine Gruppe Indianer, die ihn fragten:
- „Warum trägst du diese Frau auf deinem Rücken?“
- „Weil ich sie liebe und nicht ohne sie leben kann“, antwortete er.
- „Aber sie sieht aus, als wäre sie tot“, sagten sie ihm.
Es war schon eine gute Stunde her, dass sie etwas gesagt hatte. Er dachte, sie schlief. Ihr letztes Wort war „Ich liebe dich“. Als er sie ablegte, stellte er fest, dass seine Ehefrau trotz so viel Fürsorge und Aufmerksamkeit nicht mehr lebte.
Er grub ein Grab und begrub sie im Wald, nahe einem Sumpf. Er vergoss alle Tränen seines Körpers auf die frisch umgegrabene Erde. Und das tagelang und nächtelang. Am frühen Morgen nach dem ersten Vollmond keimte ein kleiner Stiel über dem Grab, dann erschien ein großes herzförmiges Blatt. Es handelte sich um eine Pflanze, die dem Macuxi-Stamm und allen anderen Stämmen völlig unbekannt war.
Genannt Tamba-Tajá, was in der Tupi-Guarani-Sprache „Großes Blatt“ bedeutet, ist diese Pflanze seither im Amazonasgebiet verbreitet. Als Symbol der ewigen Liebe ziert sie häufig die Häuser glücklicher Paare.



